Köln/Ruhrgebiet/Niedersachsen 8.11.2016: Nach Informationen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ sind in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen heute fünf IS-Verdächtige verhaftet worden. Wie NDR, WDR und „SZ“ erfuhren, hatte die Aussage eines IS-Rückkehrers, den das Team exklusiv interviewen konnte maßgeblichen Anteil daran. Dem Schlag gegen die Islamisten seien monatelangen Ermittlungen vorausgegangen. Die ARD berichtet in der Sondersendung „Die Terrorschmiede – Anwerber für den IS in Deutschland“ über den Fall. Das Rechercheteam beliefert ua. Tagesschau, Tagesthemen, SZ und das WDR Radio den ganzen Tag mit neuen Informationen. Alle Medien schliessen sich der Berichterstattung an. Schnitt: ua. Andreas Fennel
Was über Abu Walaa bekannt ist:
„Der Hetzer ohne Gesicht“
Stand: 08.11.2016 15:12 Uhr
Er sitzt meist mit dem Rücken zur Kamera und hetzt im Internet gegen „Ungläubige“. Nun wurde Abu Walaa als Terrorverdächtiger festgenommen. Der 32-jährige Islamist lebt seit 2000 in Deutschland. tagesschau.de zeigt, was bisher über ihn bekannt ist.
Er hat viele Spitznamen, hetzt gegen „Ungläubige“ und predigt einen radikalen Islam: Ahmed Abdelasis A. – besser bekannt als Abu Walaa. Seine Anhänger nennen ihn „Scheich von Hildesheim“, „Prediger ohne Gesicht“ oder schlicht „Abu Walaa, der Iraker“.
Seit Herbst 2015 ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen den 32-Jährigen. Walaa ist seit 2000 in Deutschland, wohnt laut NRW-Innenministerium in Tönisvorst bei Krefeld und trat oft als salafistischer Redner auf. Unter anderem predigte er in einer Moschee in Hildesheim, die IS-Rückkehrer als wichtigen Startpunkt für radikalisierte Muslime bezeichnen. Seit längerem läuft ein Verbotsverfahren gegen den dortigen „Deutschen Islamkreis“. Auch in Hessen soll der Iraker aktiv gewesen sein.
Hier soll Abu Walaa gewohnt haben: ein Wohnhaus in Tönisvorst bei Krefeld.
Hetzen, ohne das Gesicht zu zeigen
Das wichtigste Medium von Walaa waren jedoch seine Videos in den sozialen Netzwerken. Bei der Produktion seiner „Belehrungen“ achtet er darauf, dass man sein Gesicht nicht sehen kann. Stattdessen lässt er sich hinten oder von der Seite filmen. Zu sehen sind nur die Ohren und der wuchernde Vollbart.
Von Abu Walaa gibt es nur wenige Aufnahmen.
In den Videos, die bei Youtube, Facebook, in Chatgruppen oder in einer eigenen App landen, spricht Walaa Arabisch und holpriges Deutsch. Nach Koran-Rezitationen wettert der Islamist gegen „Ungläubige“ und immer wieder auch über andere Salafisten. Zu seinen Lieblingsopfern gehörte zuletzt der Deutsche Pierre Vogel, der sich vom IS distanziert hatte.
Reisen nach Syrien organisiert
Walaa soll sich jedoch nicht nur auf verbale Angriffe beschränkt haben. Zusammen mit anderen Islamisten soll er Reisen nach Syrien organisiert haben. Rückkehrer wie Anil O. bezeichnen ihn als den „obersten Repräsentanten des IS in Deutschland“. Dutzende Personen aus seinem Umfeld sollen in den Dschihad gezogen sein. In mindestens einem Fall habe das Netzwerk um Walaa einen jungen Mann mit seiner Familie in die Gebiete des IS nach Syrien geschleust.
Nach Erkenntnissen aus Ermittlerkreisen soll Walaa mindestens zwei Ehefrauen und mehrere Kinder haben und sich offen zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ bekennen.
Die ARD berichtet um 22.10 Uhr in der Sondersendung „Die Terrorschmiede – Anwerber für den IS in Deutschland“ über den Fall.