Andreas Fennel schneidet ein Konzert aus dem Kölner Palladium. 10 Kameras
Im Dezember Alter Bridge auf Deutschlandtour
Ab heute gibt es trotzdem einen Grund mehr, sich auf den letzten Monat des Jahres 2016 zu freuen, denn die amerikanischen Rocker Alter Bridge haben eine Europatour angekündigt und kommen in prominenter Begleitung: Die französischen Metal-Kollegen Gojira (die inzwischen allerdings nach New York City übergesiedelt haben) und die neuseeländische Hardrockband Like A Storm sind als Special Guests mit von der Partie. Das wird heiß – so heiß, dass draußen die Eiszapfen schmelzen!
Alle Infos zu den Karten und den weiteren Terminen der Europatour finder ihr hier. Bild/Text: Warner
Alter Bridge
Ja, ja. Alter Bridge sind die Überreste von Creed mit neuem Sänger. So einfach kann man es sich machen, trifft damit aber nicht ganz den Kern der Sache. Man stellt nämlich nicht einfach einen neuen Sänger ans Mikro und lässt diesen die Rolle von Scott Stapp spielen. Das wäre zu simpel.
Die Besetzung, mit der die Band an den Start geht, besteht aus Gitarrist Mark Tremonti, Basser Brian Marshall, Drummer Scott Phillips und Sänger und Gitarrist Myles Kennedy. Dabei ist Myles Kennedy alles andere als ein Grünschnabel, den die anderen drei Musiker aus irgendeinem Proberaum herauszerren. Ganz und gar nicht. Kennedy musiziert, bevor Creed mit ihrem Debüt „My Own Prison“ in der Rockszene einschlagen, mit seiner eigenen Combo The Mayfield Four, die im beschaulichen Spokane im Staate Washington zusammenfand.
Die Band unterschreibt einen Deal beim zum Sony-Konzern gehörenden Major Epic und veröffentlicht 1997 ihr Debüt „Fallout“. Auf diesem Album ist sehr deutlich der Einfluss Led Zeppelins heraus zu hören. Dazu passt die Stimme von Kennedy wie die Faust aufs Auge.
Wie eine Mischung aus Robert Plantund Chris Cornell shoutet sich der charismatische Frontmann durch die zwölf Nummern des Album. Trotz aller Anstrengungen und Support-Slots für Everclear oder Fuel floppt die Scheibe.
Zu dieser Zeit kreuzen sich zum ersten Mal die Wege von Myles und Creed. The Mayfield Four eröffnen einige Konzerte der überaus erfolgreichen Post-Grunge-Newcomer. Kennedy und Co. nehmen einen neuen Anlauf und veröffentlichen 2001 ihr zweites Album mit dem passenden Namen „Second Skin“.
Erneut geht es im Anschluss mit Everclear auf Tour. Aber ähnlich wie die Tournee-Aktivitäten gestaltet sich auch der Erfolg der Band. So richtig begeistern kann sich nur eine Handvoll Fans. Zu wenig, um sich auf Dauer im Business zu halten.
Deshalb sucht sich Myles andere Betätigungsfelder. So spielt er den Charakter des Thor im Streifen „Rock Star“ Seite an Seite mit Mark Wahlberg und Jennifer Aniston. Andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen, muss sich der Sänger allein schon aus gesundheitlichen Gründen suchen. Er leidet nach der letzten Tour an Tinitus. Das und eine Unlust innerhalb der Combo führt zu deren Split.
Während Myles quasi vor den Scherben einer verunglückten Karriere als Rockstar steht, verkaufen Creed im Laufe ihrer Karriere mehr als 30 Millionen Platten. Trotzdem rappelt es im Bandgefüge immer häufiger. Schließlich zerbrechen Creed an den divergierenden Interessen der einzelnen Mitglieder.
Im November 2004 klingelt daraufhin bei Myles das Telefon. Marc Tremonti meldet sich und fragt ihn, ob er nicht bei einem neuen Projekt mitmachen wolle. Der ist sofort Feuer, Flamme und zu neuen Schandtaten bereit, hat er doch seine Ohrbeschwerden mittlerweile auskuriert.
Kaum einen Monat nach diesem Anruf steht das Quartett im Studio und werkelt fleißig am Debüt. Der Bandname leitet sich übrigens von einer Brücke her, die das kleine Städtchen Grosse Pointe Park in Michigan von der gegenüber liegenden Metropole Detroit trennt.
Der Wechsel vom Bariton Stapp zum Tenor Kennedy macht sich selbstredend im Sound bemerkbar. Während sich Creed noch deutlich an Frühneunziger-Helden der Grunge-Ära orientieren, schlägt bei Alter Bridge vermehrt Hardrock und Metalder Achtziger durch.
Obgleich die Ausrichtung der neuen Gruppe eine andere ist als noch mit Creed, haben die vier dennoch alle Aufmerksamkeit auf ihrer Seite. Konkurrent Stapp kann da mit seinem Solo-Debüt kaum mithalten. Zumindest in Europa bekommt der Gute außerhalb des Creed-Kontextes kein Bein auf den Boden.
Alter Bridge überstehen mit dem Debüt in den deutschen Charts auch nur zwei Wochen, das Interesse an ihnen ist nichtsdestotrotz akzeptabel, weshalb sie sich auf dem alten Kontinent auch live blicken lassen.
Noch während sie im Juni 2006 in Europa unterwegs sind, verabschieden sich Alter Bridge aus ihrem Kontrakt mit dem Sony-Ableger Wind Up. Einen neuen Deal an Land zu ziehen, sollte nicht das Problem sein. Eher schon die Ungeduld der Fans, die sehnlichst auf neues Material warten, an dem Tremonti und Co. nach Abschluss der Tour fieberhaft arbeiten. Das Ergebnis erscheint im Herbst 2007 unter dem Titel „Blackbird„.
Weder in den USA, noch in Europa erregen sie damit auch nur ansatzweise die Aufmerksamkeit, die sie mit Creed genossen. Während Myles immer wieder im Zusammenhang mit einer möglichen Led Zeppelin-Reunion ohne Robert Plant im Gespräch ist, mehren sich die Gerüchte, dass Creed einen neuen Anlauf wagen wollen. Im April 2009 bewahrheiten sich diese. Tremonti, Stapp und Co. arbeiten an einem neuen Album.
Aus Led Zeppelin wird für Myles zwar genauso wenig wie aus dem möglichen Einstieg als Scott Weiland-Nachfolger bei Velvet Revolver. Allerdings singt er auf dem Soloalbum von Slash und geht auch mit dem ehemaligen Guns N’Roses-Gitarristen auf Tour. Alter Bridge liegen derweil aber nicht auf der faulen Haut oder gar auf Eis. Bereits im Oktober 2010 erscheint über Roadrunner Records das schlicht betitelte Album „AB III„.
Warum die Liveaufnahmen der Europatour 2008 erst Anfang 2011 veröffentlicht werden, mag rätselhaft bleiben. Jedenfalls kommt im Januar die Live-DVD/CD „Live From Amsterdam“ auf den Markt und ist trotz der Verspätung absolut sehens- und hörenswert.
Kurz vor der Veröffentlichung von Tremontis Solo-Debüt („All I Was„) hauen Alter Bridge im März 2012 ein weiteres Live-Paket raus. In der vollbesetzten Londoner Wembley-Arena ziehen die Amis alle Register („Live At Wembley„).
Ein Jahr später springen die Anhänger der Band erneut vor Freude im Dreieck. Mit „Fortress“ sprengen Alter Bridge auch die letzten Creed-Ketten.
Neben der Hauptband kümmern sich die beiden Aushängeschilder Tremonti und Kennedy auch weiterhin intensiv um ihre Nebenprojekte. Während Myles Kennedy mit Slash auf Reisen geht, kommt Mark Tremonti in den folgenden zwei Jahren mal eben so mit zwei weiteren Solo-Alben um die Ecke („Cauterize„, „Dust„).
Im Jahr 2016 sind Alter Bridge endlich wieder vereint und bringen mit „The Last Hero“ ein Album an den Start, das kurz vor der US-Präsidentschaftswahl für reichlich Gesprächsstoff sorgt.
Mit zunehmend düsteren Metal-Vibes im Gepäck legen Alter Bridge den Finger in die Wunde. Trump oder Clinton? Das sei eigentlich nur die Oberfläche, so Kennedy: „Es geht nicht so sehr um zwei Menschen, die gerade um das vermeintlich höchste politische Amt streiten. Es geht vielmehr um die Millionen Wähler, die scheinbar keine anderen Helden auf dem Schirm haben.„
Bild/Text: laut.de